Nur im Tun ...
22.07.2025
... zeigt sich das Dharma.
Wir können noch so viele Sesshins sitzen, Bücher lesen, Erwägungen anstellen, Podcasts hören und Youtubes gucken, über das Sitzen an sich referieren –
Erwachen ist: erwachte Handlung.
In ihr zeigt sich unser Dharma. Nicht nur das: in ihr wird unser Dharma erst lebendig.
Diese Handlung ist immer auch: sozial. Denn es ist die Handlung im Kontext, im Austausch, in der sich unsere Praxis zeigt. Während durch unsere Handlung mit oder für jemanden oder etwas das Dharma erst erscheint, ist es auch gerade diese oder dieser jemand oder etwas, welche das Dharma erst scheinen lassen. Das ist „Gyoji“ – der Kreis des Weges, von dem Dogen spricht. Dharmablume dreht Dharmablume.
Soziale Handlung ist Teil unserer Tradition.
Mit Green Gulch Farm, einer „biologischen Landwirtschaft“ in Marine County, die 1972 gegründet wurde, dem „Zen Hospice Project“ in der Page Street in San Francisco, das über 30 Jahre bestand und auf der Höhe der Aids-Epidemie gegründet wurde, und mit „Greens“, dem legendären und ersten vegetarischen Restaurant der USA, mit Blick auf die Golden Gate Brücke, in der lange nur Zen-Studenten kochten, legte die Folgegeneration von Shunryu Suzuki Roshi den Rahmen aus für weitere kreative Umsetzung des Dharmas im Alltag.
Unser Lehrer, Hozan Alan Senauke, führte diesen Weg fort bzw. erweiterte ihn in seiner Zeit als Vorsitzender des von Robert Aitken Roshi gegründeten „Buddhist Peace Fellowship“ über die Landesgrenzen hinaus. Hozan kümmerte sich in mehreren von ihm gegründeten gemeinnützigen Organisationen um die „Dalits“, die „Unberührbaren", die bis heute diskriminiert werden. Er gründete Schulen, unterrichtete jährlich dort, kümmerte sich um Ausbildungsplätze und Gesundheitsvorsorge.
Ferner nahm er sich der unterdrückten nepalesischen Minderheiten in Bhutan an und hatte zeitlebens mehrere Kontakte, mit denen er die Rohingyas in Myanmar unterstütze.
Das Dharma zeigt sich aber nicht nur in der Gründung von Organisationen. Es scheint in jedem Lächeln, das wir jemandem schenken, in der Bereitschaft zu helfen, auch wenn uns niemand sieht, in der inneren Wendung eines „Ja, hier bin ich!“, wie Meister Zuigan es uns bis heute noch zuruft.
Handlung und Dharma sind eins. Ob wir beide sehen oder nicht. Sie warten auf uns.
Aber besser, wir bitten beide bald hinein und geben uns die Chance, uns an einer der schönsten Gemeinschaften zu erfreuen, die es für uns Menschen überhaupt gibt.
Stellvertretend für die vielen Menschen, die am Aufbau unseres ambulanten Hospizdienstes sowie an der Verwirklichung unseres einmaligen Hospizes beteiligt waren, repräsentativ für alle, die sich Fragestellungen am Lebensende annehmen und die sich in den dichten Momenten am Lebensende um Verständigung bemühen, wurde Juen in der vergangenen Woche der Bundesverdienstorden am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. So etwas entsteht nie alleine. Sondern nur in Gemeinschaft, im Zusammenhalt und: in Kontinuität. All dies scheint in diesen Zeiten immer wichtiger zu werden.
Wir können noch so viele Sesshins sitzen, Bücher lesen, Erwägungen anstellen, Podcasts hören und Youtubes gucken, über das Sitzen an sich referieren –
Erwachen ist: erwachte Handlung.
In ihr zeigt sich unser Dharma. Nicht nur das: in ihr wird unser Dharma erst lebendig.
Diese Handlung ist immer auch: sozial. Denn es ist die Handlung im Kontext, im Austausch, in der sich unsere Praxis zeigt. Während durch unsere Handlung mit oder für jemanden oder etwas das Dharma erst erscheint, ist es auch gerade diese oder dieser jemand oder etwas, welche das Dharma erst scheinen lassen. Das ist „Gyoji“ – der Kreis des Weges, von dem Dogen spricht. Dharmablume dreht Dharmablume.
Soziale Handlung ist Teil unserer Tradition.
Mit Green Gulch Farm, einer „biologischen Landwirtschaft“ in Marine County, die 1972 gegründet wurde, dem „Zen Hospice Project“ in der Page Street in San Francisco, das über 30 Jahre bestand und auf der Höhe der Aids-Epidemie gegründet wurde, und mit „Greens“, dem legendären und ersten vegetarischen Restaurant der USA, mit Blick auf die Golden Gate Brücke, in der lange nur Zen-Studenten kochten, legte die Folgegeneration von Shunryu Suzuki Roshi den Rahmen aus für weitere kreative Umsetzung des Dharmas im Alltag.
Unser Lehrer, Hozan Alan Senauke, führte diesen Weg fort bzw. erweiterte ihn in seiner Zeit als Vorsitzender des von Robert Aitken Roshi gegründeten „Buddhist Peace Fellowship“ über die Landesgrenzen hinaus. Hozan kümmerte sich in mehreren von ihm gegründeten gemeinnützigen Organisationen um die „Dalits“, die „Unberührbaren", die bis heute diskriminiert werden. Er gründete Schulen, unterrichtete jährlich dort, kümmerte sich um Ausbildungsplätze und Gesundheitsvorsorge.
Ferner nahm er sich der unterdrückten nepalesischen Minderheiten in Bhutan an und hatte zeitlebens mehrere Kontakte, mit denen er die Rohingyas in Myanmar unterstütze.
Das Dharma zeigt sich aber nicht nur in der Gründung von Organisationen. Es scheint in jedem Lächeln, das wir jemandem schenken, in der Bereitschaft zu helfen, auch wenn uns niemand sieht, in der inneren Wendung eines „Ja, hier bin ich!“, wie Meister Zuigan es uns bis heute noch zuruft.
Handlung und Dharma sind eins. Ob wir beide sehen oder nicht. Sie warten auf uns.
Aber besser, wir bitten beide bald hinein und geben uns die Chance, uns an einer der schönsten Gemeinschaften zu erfreuen, die es für uns Menschen überhaupt gibt.
Stellvertretend für die vielen Menschen, die am Aufbau unseres ambulanten Hospizdienstes sowie an der Verwirklichung unseres einmaligen Hospizes beteiligt waren, repräsentativ für alle, die sich Fragestellungen am Lebensende annehmen und die sich in den dichten Momenten am Lebensende um Verständigung bemühen, wurde Juen in der vergangenen Woche der Bundesverdienstorden am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. So etwas entsteht nie alleine. Sondern nur in Gemeinschaft, im Zusammenhalt und: in Kontinuität. All dies scheint in diesen Zeiten immer wichtiger zu werden.
Klang und Form
13.07.2025
Meister Unmon fragt: „Warum legst Du beim Klang der Glocke Deine Robe an?“
(aus dem Mumonkan)
Im Zen haben wir viele Formen. Es gibt Empfehlungen für die Art, wie wir das Zendo betreten, wie wir uns darin bewegen, wie wir unseren Sitzplatz begrüßen. Dies setzt sich fort bei der Rezitation, beim Verbeugen, beim Kinhin und beim Oryoki.
Unsere Körperhaltung im Zazen folgt ebenso einer über viele Jahrhunderte tradierten Form – wie wir unsere Hand halten, wie wir atmen und: was wir mit unseren Gedanken tun. Es scheint, als ob unsere Praxis aus nichts als Anweisungen bestehen würde! Für Neulinge kann das irritierend sein, auch für etwas Fortgeschrittene bedeuten unsere Formen ein andauerndes Übungsfeld.
Warum das Ganze?
Die Zen-Formen haben ein Ziel: uns zu unterstützen. Auch wenn es manchmal nicht danach aussehen mag: sie sind einzig und allein dafür da, uns bei unserer edlen Aufgabe zu helfen.
Als Menschen des 21. Jahrhunderts fragen wir, je nach Prägung, entweder sofort oder etwas später: warum? Warum soll ich mich so bewegen und nicht anders?
Die Zen-Formen haben einen Sinn. Alle.
Dieser sollte bei Bedarf erklärt werden. Er hat meistens etwas mit einem vereinfachten Umgang miteinander zu tun oder auch damit, dass es bei einer einmal festgelegten Form leichter fällt, die Überlegungen darüber ziehen zu lassen. Mit anderen Worten: die Formen helfen uns bei der Auflockerung unseres unterscheidenden Denkens.
Alle Zen-Formen haben eine Einbindung unseres Körpers als Voraussetzung, denn unsere Praxis beginnt mit unserem Körper.
Wenn auch die Formen unser diskursives Denken etwas verlangsamen können, so bringen sie gleichzeitig ein „Denken“ hervor, das einen integralen Bestandteil unserer Übung darstellt: Gewahrsein.
Ich stelle fest, etwas „falsch“ gemacht zu haben. Vielleicht habe ich mich in der Zeile vertan bei der Rezitation oder einen Gong vergessen als Doan.
Daran merke ich, dass ich gerade nicht ganz präsent gewesen bin.
Ferner gibt mir dies die Gelegenheit dazu, mit meinem „Fehler“ zu üben. Wie gehe ich damit um, dass alle gehört haben: „ich war gerade nicht hier?“
Wie fühlt sich das in meinem Körper an, welche Gedanken habe ich dazu?
Die Zen-Formen zeigen uns ferner auf eine sehr eindrückliche Art die Auswirkungen unseres Handelns. Ich läute die Rezitation zu schnell ein, der Doshi muss sich sputen, die Harmonie der Rezitation gerät ins Wanken.
Nichts passiert und doch sind die Ringe meines Handelns spürbar, hörbar, fühlbar. Alles in einem vertanen Gong im Mikrokosmos der abendlichen Sangha. Keiner sagt etwas, jede und jeder kennt dies von sich selbst und schickt leise mitfühlende Worte.
Exakt das Gleiche, wenngleich bedauerlicherweise meistens unbemerkt und mit deutliche mehr Auswirkungen, geschieht jenseits des Tores, außerhalb des Zendos.
Es ist die gleiche Praxis, nur in einem viel komplexeren Umfeld.
Daher kann ich am Klang des Glockengebers hören, wie seine oder ihre Stimmung ist. Daher hat der Klang der Glocke Auswirkungen, die über den jeweiligen Augenblick hinausreichen.
Es ist eben nicht egal, wie ich den Ton angebe. Denn nur auf ihn kommt es an.
Und nun, sag es mir: warum legst Du beim Klang der Glocke Deine Robe an?
(aus dem Mumonkan)
Im Zen haben wir viele Formen. Es gibt Empfehlungen für die Art, wie wir das Zendo betreten, wie wir uns darin bewegen, wie wir unseren Sitzplatz begrüßen. Dies setzt sich fort bei der Rezitation, beim Verbeugen, beim Kinhin und beim Oryoki.
Unsere Körperhaltung im Zazen folgt ebenso einer über viele Jahrhunderte tradierten Form – wie wir unsere Hand halten, wie wir atmen und: was wir mit unseren Gedanken tun. Es scheint, als ob unsere Praxis aus nichts als Anweisungen bestehen würde! Für Neulinge kann das irritierend sein, auch für etwas Fortgeschrittene bedeuten unsere Formen ein andauerndes Übungsfeld.
Warum das Ganze?
Die Zen-Formen haben ein Ziel: uns zu unterstützen. Auch wenn es manchmal nicht danach aussehen mag: sie sind einzig und allein dafür da, uns bei unserer edlen Aufgabe zu helfen.
Als Menschen des 21. Jahrhunderts fragen wir, je nach Prägung, entweder sofort oder etwas später: warum? Warum soll ich mich so bewegen und nicht anders?
Die Zen-Formen haben einen Sinn. Alle.
Dieser sollte bei Bedarf erklärt werden. Er hat meistens etwas mit einem vereinfachten Umgang miteinander zu tun oder auch damit, dass es bei einer einmal festgelegten Form leichter fällt, die Überlegungen darüber ziehen zu lassen. Mit anderen Worten: die Formen helfen uns bei der Auflockerung unseres unterscheidenden Denkens.
Alle Zen-Formen haben eine Einbindung unseres Körpers als Voraussetzung, denn unsere Praxis beginnt mit unserem Körper.
Wenn auch die Formen unser diskursives Denken etwas verlangsamen können, so bringen sie gleichzeitig ein „Denken“ hervor, das einen integralen Bestandteil unserer Übung darstellt: Gewahrsein.
Ich stelle fest, etwas „falsch“ gemacht zu haben. Vielleicht habe ich mich in der Zeile vertan bei der Rezitation oder einen Gong vergessen als Doan.
Daran merke ich, dass ich gerade nicht ganz präsent gewesen bin.
Ferner gibt mir dies die Gelegenheit dazu, mit meinem „Fehler“ zu üben. Wie gehe ich damit um, dass alle gehört haben: „ich war gerade nicht hier?“
Wie fühlt sich das in meinem Körper an, welche Gedanken habe ich dazu?
Die Zen-Formen zeigen uns ferner auf eine sehr eindrückliche Art die Auswirkungen unseres Handelns. Ich läute die Rezitation zu schnell ein, der Doshi muss sich sputen, die Harmonie der Rezitation gerät ins Wanken.
Nichts passiert und doch sind die Ringe meines Handelns spürbar, hörbar, fühlbar. Alles in einem vertanen Gong im Mikrokosmos der abendlichen Sangha. Keiner sagt etwas, jede und jeder kennt dies von sich selbst und schickt leise mitfühlende Worte.
Exakt das Gleiche, wenngleich bedauerlicherweise meistens unbemerkt und mit deutliche mehr Auswirkungen, geschieht jenseits des Tores, außerhalb des Zendos.
Es ist die gleiche Praxis, nur in einem viel komplexeren Umfeld.
Daher kann ich am Klang des Glockengebers hören, wie seine oder ihre Stimmung ist. Daher hat der Klang der Glocke Auswirkungen, die über den jeweiligen Augenblick hinausreichen.
Es ist eben nicht egal, wie ich den Ton angebe. Denn nur auf ihn kommt es an.
Und nun, sag es mir: warum legst Du beim Klang der Glocke Deine Robe an?
Winterthur 2025
09.07.2025
Bereits zum dritten Jahr in Folge durften wir Ende Juni zu Gast sein im Zendo Inneres Lind, das seit vielen Jahren von der Zenlehrerin Kathrin Stotz geleitet wird.
Es entstand erneut ein angeregter Austausch in einem immer wieder schönen Zendo über den Dächern von Winterthur, bei sommerlichem Abendhimmel und einer regen Diskussion über die Quellen unserer Spiritualität.
Danke für all die guten Fragen!
Es entstand erneut ein angeregter Austausch in einem immer wieder schönen Zendo über den Dächern von Winterthur, bei sommerlichem Abendhimmel und einer regen Diskussion über die Quellen unserer Spiritualität.
Danke für all die guten Fragen!
Sommerabend
Mauersegler schwärmen
an Wipfeln und Zinnen
in der Ferne
Wolkenberge
Lindenduft
Nachbars lesen
der alte Nussbaum
grün versunken
glyzinienumrankt
die alte Heimat
unsichtbar
der Rückflug
passgenau
das Echo
unhörbar
wie
unsere Runde
Freunde
Brot und Wein
Heimat
ohne Namen
Land
oder Horizont
einmal jährlich:
Friedensstrasse!